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Bienenwachstuch statt Frischhaltefolie

und wie man sie schnell selbst macht

Bei diesem Thema waren sich die Eltern unserer Familie nicht ganz einig: Braucht man das?

Die Mama sagte nein, der Papa findet es nicht unpraktisch.

Wenn der Papa unserer Familie dieses Bee`s Wrap nicht in der Plastikfreien Zone in München gesehen hätte und ausprobieren wollte, dann würden wir wohl immer noch statt Frischhaltefolie einfach eine Schüssel mit Deckel benutzen. Und falls die Schüssel keinen passenden Deckel hätte, wäre ein Teller drauf gekommen. Oder umgekehrt: auf einen Teller hätten wir eine Schüssel gestülpt.

Geht alles. Die Mama unserer Familie mag es auch so am liebsten, weil es multifunktional und einfach ist. Wegen ihr wäre das Bienenwachstuch nicht ins Haus gekommen.

Aber sie gibt dem Papa recht, das Bienenwachstuch riecht gut und rutscht nicht von der Schüssel wie ein Teller (theoretisch) runter, wenn man im Kühlschrank kramt, was im blödsten Fall Scherben bedeuten würde. Aber wann tritt der Fall schon ein? Und vielleicht hat es auch etwas mit dem Abschied vom alten verschwenderischen Leben zu tun, bei der die Frischhaltefolie inbegriff der Hygiene war. Allerdings schwört der Papa unserer Familie darauf, dass sich Zwiebeln und anderes angeschnittenes Gemüse besser halten, wenn es ohne Luftzwischenraum, wie es ja logischerweise bei einer Schüssel der Fall ist, gelagert wird. Das ginge mit dem Bee's Wrap. Die Mama nimmt lieber ein kleines Bügelgläs o.Ä.

Die Mama hat aber erst Folgendes überzeugt: Das Wachstuch ist sehr praktisch, wenn man Wraps z.B in die Arbeit als Mittagessen mitnimmt, also gefüllte, herzhafte Pfannkuchen oder Enchiladas. Wraps sind ein prima Gericht zur Resteverwertung, weil man wirklich alles hineintun kann. Sogar fruchtig mit Quark/Tofu, herzhaft warm oder kalt schmecken sie klasse. So eignen sie sich hervorragend zum mitnehmen ins Büro. Nur das Kleckern ist doof, wenn die Wraps sich auseinanderfalten. Mit einem Bee's Wrap aber passiert das nicht mehr. Eingewickelt in das Wachstuch rollt nichts auseinander und rutscht raus, und wenn man sie so isst, wie eine Banane mit Schale, dann kleckert man auch nicht.

Ok, dafür ist dann auch die Mama ist überzeugt.

Die Bienenwachstücher muss man nach Gebrauch nicht wegwerfen, sondern kann sie immer wieder feucht (lauwarm) abwischen. Es gibt sie in verschiedenen Größen. Durch die Körperwärme wird das Tuch elastisch und so schmiegt es sich an den Gegenstand an, ähnlich wie die Frischhaltefolie.

Wird die Wachsschicht einmal porös, kann man sie in den Ofen bei 90 Grad schmelzen oder zwischen zwei kompostierbaren Backpapierstücke legen und mit dem Bügeleisen drüber fahren. Dann verteilt sich das Wachs wieder.

Allerdings sollte es nicht heiß abgewaschen werden, denn sonst löst sich das Wachs und damit die abwischbare Schicht. Das bedeutet, es ist definitiv nicht für Fleisch und Wurst geeignet. Und damit wären Fleischesser wieder bei einem Behälter mit Deckel oder Teller. 

 Die Bienenwachstücher kann man übrigens auch ganz leicht selbst herstellen und dabei sogar, falls vorhanden, Kerzen- und Stoffreste wiederverwenden (Reusing, eine Säule von Zero Waste). Ansonsten bekommt man Bienenwachs bei Imkern oder beim Imkereibedarf. (Achten Sie dabei aber auf nachhaltige Produkte!) Hat man Reste von Bienenwachskerzen, kann man diese klein reiben und auf ein ausgedientes Stück Baumwollstoff geben. Bei uns war es ein heiler Teil eines löchrigen Bettlakens.
 

Unter und über das Stück Stoff legten wir kompostierbares Backpapier (100% recyceltes Altpapier z.B. von If you care) aus. Als Unterlage wählten wir ein Holzschneidebrett. Von dem konnten wir hinterher mit einem Messer auch einen abgekühlten Tropfen Wachs leicht abkratzen (was normalerweise unnötig ist, wenn man das Backpapier ausreichend groß wählt bzw. schaut, dass es nicht verrutscht; normalerweise ) Dann stellten wir das Bügeleisen auf Baumwollstufe ein und nachdem es die gewünschte Hitze erreicht hatte, bügelten wir gründlich über den Stoff. Das Wachs schmilzt innerhalb weniger Sekunden und der Stoff ist glatt. Warten Sie einen Moment ab, bis es leicht angetrocknet ist, bevor Sie das Backpapier abziehen. Nach wenigen Minuten ist es wieder Zimmertemperatur und man kann es benutzen.

Allerdings waren wir nicht vollständig zufrieden. Das gekaufte Bienenwachstuch war elastischer.

Ein Blick auf die Inhaltsangaben gab Aufschluss: Jojobaöl.

Also tropften wir über das Tuch auf eine Seite Jojobaöl, etwa alle vier Zentimeter einen Tropfen. Das Öl gibt es in der Flasche, allerdings mit PE - Plastikdeckel, der aber vielleicht downgecycelt wird. Mehrweg etc, haben wir noch nie gesehen. (Falls Ihnen das unterkommt, dann schreiben Sie uns doch)
Edit November 2016: wir haben nun auch mehrmals Pflanzenöl (Raps- und Sonnenblumenöl) aus der Küche verwendet. Geht auch und ist wohl die bessere und regionalere Alternative. Außerdem ist Jojobaöl ja nicht für Essen geeignet und könnte aufs Lebensmittel übergehen. Noch ein Grund mehr für die regionalen Alternativen.
September 2019: Und wenn man das Öl mal vergessen hat, dann kann man auch hinterher sehr, sehr wenig auf das Bienenwachstuch geben. Es wird dadurch geschmeidiger. Es funktionieren beide Varianten.

Wieder bügelten wir mit dem Backpapier unter und über dem Tuch drüber. Als es angetrocknet war, wendeten wir es und die andere Seite bekam die gleiche Prozedur.

Nun ist das Bienenwachstuch sehr elastisch und wir sind zufrieden.

Tipps:
1. Man muss sich nicht die Mühe machen vorher die Kanten des Tuchs zu vernähen oder umzunähen. Durch das Wachs franst das Tuch nicht aus und man kann es sogar hinterher nochmal in die gewünschte Form bringen.
2. Wählen Sie keinen zu dicken Stoff, denn sonst wird das Tuch zu starr und schmiegt sich nicht so gut an den gewünschten Gegegenstand an.
3. Der Stoff sollte keine Synthetikanteile enthalten!
4. Der komplette Stoff muss mit Bienenwachs getränkt sein. Klappte das nicht, einfach noch mal an den Stellen drüberbügeln oder bei Bedarf noch ein bisschen Wachs dazugeben.
5. Wärmen Sie das fertige Bienenwachstuch vorher ein wenig mit den Händen an. Dadurch schmiegt sich das Tuch besser an den Gegenstand an.
6. Übrigens kann man darin auch Brot einwickeln, damit es frisch hält.
7. Wer will kann sich daraus auch eine abwischbare Tasche nähen z.B. für den Einkauf (Pilze etc) oder die Brotzeit für die Schule/Kindergarten (Lunchbag).

Möglicherweise funktioniert auch eine vegane Variante aus Carnaubawachs. Hat das schon jemand probiert?


Update November 2016: Wir nehmen das Bienenwachstuch nun auch her, wenn wir unterwegs sind oder beispielsweise einen Salat zu einer Feier mitbringen.

Im Laufe der vergangenen Jahre haben wir ja unsere Plastikschüsseln aus der Küche gegen rostfreie Edelstahlschüsseln ersetzt. Wir nutzen sie gleichzeitig als Salat- und als Rührschüsseln. Das hat den Vorteil, dass sie unkaputtbar sind und auch nach jahrelanger Abnutzung keine Plastikteile im Teig landen. Außerdem sind sie im Gegensatz zu ihren Kunststoffpendants vollständig recycelbar, enthalten keine hormonwirksamen Substanzen und können im Gegensatz zu Hartplastik nicht brechen. Allerdings bekommt man nur einen Plastikdeckel, wenn überhaupt für die Edelstahlschüsseln. Wir nutzen nun als Abdeckung das Bienenwachstuch. Auch auf die Seite gestellt, fällt der Salat nicht raus. Allerdings würde etwas Salatsoße, wie bei der Frischhaltefolie auch, herauslaufen. Die Salatsoße nehmen wir in einem Eimachglas extra mit. (Wer angst vor Glasbruch haben sollte, zieht einfach als Schutz einen sauberen! dicken Socken drüber.) Das haben wir aber auch schon früher gemacht. Ohnehin sollte man die Salatsoße erst kurz vor dem Servieren zum Grünzeug hinzugeben, damit es knackig bleibt und nicht zusammenfällt.
Auch wenn man unterwegs ist, ist es nicht unpraktisch, wenn man sich schnell eine belegte Semmel/Brötchen :-) oder ein Teilchen beim Bäcker für die Pause holen (und sie nicht lose im Rucksack oder auf der Hand transportieren) möchte. Das Bees Wrap passt zusammengefaltet in jede Jackentasche, da es kaum Platz wegnimmt und bei spontanen "Hungerkäufen" kann man dadurch u.U. die Verpackung weglassen.
Bei unseren Workshops bzw. Infoständen war für die Leute auch das Bienenwachstuch eines der faszinierendsten Dinge zur Müllvermeidung. Dazu kamen die meisten Fragen und Rückmeldungen und es wurde als eines der Dinge genannt, die neben den Shampoobars als erstes umgesetzt werden sollten. Es wird also als hilfreich empfunden, um Verpackung und  den damit verbundenen Abfall zu vermeiden.

Infos zu Bienenwachs:
Dass wir ein großes Bienensterben (colony collapse disorder, kurz ccd) haben, weiß mittlerweile jeder. Aus diesem Grund gibt es mittlerweile viele Hobbyimker, die Bienen halten, um den Bestand zu retten. Ohne den Menschen (und auch wegen ihm!) haben sie momentan wegen der Varroamilbe, der extensiven Landwirtschaft mit zu wenig ökologischen Nischen, Monokultur und Pestizideinsatz etc. kaum eine Chance mehr. Bei Bedarf muss zugefüttert werden oder die Bienen schonend  behandelt werden, damit sie überleben. Auch wenn man keinen Honig nimmt - Wachs fällt trotzdem an: Brutwaben (bestehen aus Wachs) im Stock sollten nach ein paar Jahren herausgenommen werden, weil beim Schlüpfen immer etwas Haut zurückbleibt, dadurch die Wabe kleiner wird und auch die Bienen, so dass sie verkümmern durch zu kleine Flügel etc.. Wachs fällt also als Abfallprodukt an. Das Entnehmen ist ein Muss, um den Stock am Leben zu halten und widerstandsfähig zu machen -egal ob der Imker den Bienen den Honig lässt oder nimmt. Hier halten Menschen die Bienen, um den Bestand zu retten (und vielleicht auch sich selbst?). Das sieht anders bei der Entnahme von Honigwaben aus. Da bereichert sich der Mensch. Ein nachhaltig wirtschaftender Imker sollte allerdings nur Honig entnehmen, wenn der Stock es verträgt, vielleicht auch nur alle paar Jahre und dafür Sorge tragen, dass keine Biene in der Schleuder landet. Beim Schleudern kann es passieren, dass Waben kaputt gehen. Dadurch fällt wieder etwas Wachs an. Ansonsten werden die Waben wieder eingesetzt, damit die Bienen gleich wieder Honig sammeln gehen können und nicht ihre Energie in den Wabenbau stecken müssen.



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